Das Lufttransportgeschwader 61 "Servus wir melden uns Ab!"


Die Geschichte

Weit über die Landesgrenzen hinaus hat sich dieses Geschwader mit seinen Soldaten, zivilen Mitarbeitern und dem  legendären Flugzeug Transall C-160 und dem Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D einen Namen gemacht. Alle Angehörigen des Verbands leisten einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des gemeinsamen Auftrags der Streitkräfte. Die Bewahrung des Friedens und der Freiheit unseres Landes spielt dabei ebenso eine wichtige Rolle wie die Durchführung von Transporten im Rahmen der humanitären Hilfe, des Katastrophen Einsatzes und Flüge im Such und Rettung Dienst. Die Anfänge des Lufttransportgeschwaders 61 reichen bis ins Jahr 1957 zurück. Auf der US-Basis Erding wurde am 24. August 1957 das Geschwader vom damaligen Verteidigung Minister Franz Josef Strauß feierlich in Dienst gestellt und ist somit der älteste fliegende Verband, der Luftwaffe. Das erste Einsatzmuster in Erding war die C-47 Dakota die mit 8400 Gesamtflugstunden bis Oktober 1963 Flog. 

Am 22. April 1958 erfolgte die Verlegung nach Neubiberg und auch die Einführung der Nord 2501 Noratlas aus französischer Produktion. Ihr Einsatz Spektrum reichte von Hilfseinsätzen bei den Erdbeben in Agadir, der Türkei und Sizilien, Unterstützung bei der Sturmflut in Norddeutschland, Hilfsflüge in Nigeria, Sudan und Guinea bis hin zur Evakuierung von deutschen Staatsbürgern aus dem Nahen Osten. Die Noratlas war bis Juni 1971 im Dienst und absolvierte dabei rund 157000 Gesamtflugstunden. 

1971 verlegte man das Geschwader auf den endgültigen Heimatstandort Penzing bei Landsberg am Lech, in diesem Jahr wurde auch die erste Transall C 160 an das Geschwader übergeben und löste somit die Noratlas ab. Ihre Leistungsstärke bewies die Transall bei humanitären Einsätzen in der Sahel Zone und dem Iran sowie bei Flügen von Hilfsgütern nach Norditalien aufgrund eines schweren Erdbebens, weiterhin wurden Transporteinsätze nach Marrakesch, Assuan und Nairobi durchgeführt.

 

Die Schwerpunkte finden sich hierbei im Verlege - Lufttransport, Logistischer-Lufttransport, Luftlandeoperation und vom Transport von Verwundeten, Unfall verletzten und Kranken. 

Am 30. März 1979 kam die erste Staffel des Hubschrauber-Transportgeschwaders 64 in Ahlhorn mit der Bell UH 1D Huey nach Penzing und wurde somit zur 2. Staffel des Lufttransportgeschwaders 61, dadurch bildet die Bell UH-1D neben der Transall ein weiteres wichtiges Standbein des Geschwaders. Die Geschichte von Hilfs und Sondereinsätzen der Drehflügler beginnt im Jahre 1969 in Tunesien, es folgten weitere Einsätze nach Erdbeben, Überschwemmungen und Ernte ausfällen in Süd Europa sowie Nord Afrika und im Nahen Osten. Anfang der 90er Jahre begannen die humanitären Hilfseinsätze im Auftrag der Vereinten Nationen in Somalia und dem Balkan. Die Hubschrauber leisten auch heute noch einen wertvollen Dienst in zivilen Bereichen und haben im Rahmen von SAR Einsätzen, Luft-Rettungs und Krankentransport Flügen viele Menschen Leben gerettet. Diese Aufgaben forderten von allen Angehörigen des LTG 61 ein Höchstmaß an Präzision, Zuverlässigkeit und ein fühl vermögen. 


1. Fliegende Staffel

Die Transall ist ein in Gemeinschaftsproduktion mit Frankreich entstandenes Transportflugzeug und kann mit seinen leisen Triebwerken und den größten Propellern der westlichen Welt in seinem Laderaum bis zu 16t Nutzlast oder 92 Passagiere aufnehmen, darüber hinaus wird es durch zusätzliche Ausrüstung für den Verwundeten und Krankentransport sowie dem Absetzen von Fallschirmspringern und schweren lasten den Anforderungen des militärischen Lufttransportes gerecht. Die Transall wird in der Regel von einer Vier Mann Crew geflogen, diese Crew bestehend aus dem Piloten, Copiloten dem Bordtechniker sowie dem Lademeister kann den Einsatz Anforderung entsprechend noch um ein fünftes Mitglied, dem taktischen Systemoffizier ergänzt werden. Vor jeden Einsatz hat diese Besatzung umfangreiche Flug-Vorbereitung Maßnahmen durchzuführen, neben der Flugrouten Festlegung, der Wetterberatung gehört auch das Überprüfen der technischer Systeme am Luftfahrzeug zu den Aufgaben vor dem Start.  

Neben den regelmäßigen Routineflügen innerhalb Deutschlands und Europa erfüllten die Besatzungen des Lufttransportgeschwaders ihre Lufttransportaufträge weltweit. Die robuste Konstruktion der Transall sowie ihre Fähigkeit von provisorischen Pisten aus zu operieren brachte ihr auch den Beinamen Engel der Lüfte ein. Neben allgemeinen Aufgaben im Lufttransport unterstützten die Crews der ersten Staffel die Bundeswehr im Rahmen der International Security Assistent Force (ISAF) sowie der Operation Enduring Freedom bei ihren Einsätzen in Afghanistan unter der Führung des Einsatzgeschwaders Termez in Usbekistan sowie später unter dem Einsatzgeschwader in Mazar-e Sharif. Auch nach der Jahrtausendwende halfen die Besatzungen der ersten Staffel bei zahlreichen Transport und Hilfseinsätzen im Mittleren Osten sowie in Afrika. So waren die Penzinger unter anderem im Libanon, im Sudan, in der Republik Kongo, der Elfenbein Küste und zuletzt im Rahmen der UN Mission MINUSMA in Mali vertreten.

Eine der Hauptaufgaben des Geschwaders war der Transport von Versorgung Gütern. Der Lastenabwurf am Fallschirm gehört zum Standard Programm der Transall, wenn die Sirene ertönt sind es nur noch wenige Sekunden bis zum Absetzten der Fracht.

Ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der taktischen Fliegerei ist das Fliegen in Formation so wie bei Nacht aber auch das Anwenden Besonderer verfahren wie den sog. Sarajevo Approach welchen die Besatzungen während des Einsatzes über dem Balkan entwickelten. Wegen des feindlichen Beschusses in Jugoslawien konnten die Besetzungen die Versorgungsflüge in die bosnische Hauptstadt nur durch ein spektakuläres Landeverfahren, dem sog. Sarajevo Approach durchführen, hierbei bleibt man bis kurz vor dem Erreichen des Zieles auf sichererer Höhe, um dann im Sturzflug auf die Startbahn zu kommen. Erfahrung sowie ständiges Training machten das schwierige Landeverfahren zur kontrollierten Routine. 

Neben dem Transport von Gütern gehörte auch der Personen Transport zu den Aufgaben des Penzinger Geschwaders. Durch die direkte Nähe zur Luftlande und Lufttransportschule in Altstadt war das Absetzten von Fallschirmjägern Teil des regelmäßigen Flugbetriebs. Die Transall ist in der Lage bis zu 64 Springer aufzunehmen, wenn es heißt fertig machen zum Sprung verlassen jeweils bis zu 32 Springer im Reihen Sprung kurz hintereinander die Maschine.

Luftlandeverbände und Lufttransportverbände sind sehr eng miteinander verbunden da dies die ein zigste Möglichkeit ist eine große Anzahl an Frei Fallern über das Heck und Automatik Springer über den Seiten ausstieg abzusetzen. In regelmäßigen Abständen befanden sich hierfür ein bis drei Maschinen des LTG s in Saarbrücken, um mit den dortigen Luftlandeverbänden zusammenzuarbeiten

Auch der Verwundeten und Kranken Transport gehörte zu den Aufgaben der Transall Besatzungen aus Penzing. Hierfür standen dem Geschwader 4 verschiedene Rüstsätze zur Verfügung, hierbei konnten maximal drei Schwerverletzte auf Intensiv-tragen oder 8 Leichtverletzte liegend auf Krankentragen transportiert werden.


2.Fliegende Staffel

Mit dem Abschluss der Eingliederung im Jahre 1979 standen dem Geschwader 25 Hubschrauber vom Typ Bell UH 1D zur Verfügung. Die Aufgaben der 2. Staffel umfassten den allgemeinen und militärischen Lufttransport sowie Einsätze im Rahmen von Hilfsmissionen nach Natur oder Umweltkatastrophen und des SAR Diensts der Bundeswehr. Ihre Fähigkeiten stellten die Huey Besatzungen aus Penzing bei Hilfseinsätzen unter anderem in Kanada, Äthiopien und dem Sudan sowie bei der Oderflut unter Beweis. Aufgrund einer neuen sicherheitspolitischen Konstellation nach Ende des Kalten Krieges und der Aufstellung von Krisen Reaktionskräften hat sich, das aufgaben Spektrum des Lufttransports erheblich erweitert. So bildete die 2. Staffel im Juli 1999 ein Standbein zuerst in Mazedonien und bezog ab November das Kommando im Kosovo. Dieses Auslandskommando unterstütze die Aufgaben der KFOR Truppen mit mehreren Maschinen.

 Durch die günstige Lage des Fliegerhorstes Penzing zu den bayrischen Alpen war die 2. Staffel in die alpine Berg Rettung eingegliedert im Laufe der Zeit sind so die SAR Hubschrauber des LTGs ein fester Bestandteil und Partner des Rettung-Systems der Bayrischen Bergwacht geworden. Das Fliegen im Gebirge stellte nicht nur für die Besatzungen, sondern auch für den Hubschrauber eine Herausforderung dar, Flüge in großer Höhe bei starken Winden, Landungen auf Berggraden, Winden Manöver an einer Fells Steilwand mit wenig abstand oder auch  das Abseilen von Bergrettern auf eine Seilbahngondel erforderten ein hoch-Maß an Präzision. Neben der Gebirgsrettung gehörte auch die Eis und Fluss Rettung in Zusammenarbeit mit der Bayrischen Wasserwacht sowie Brandbekämpfung aus der Luft zum aufgaben Spektrum der Penzinger Besatzungen. Bis zur Auflösung der 2. Staffel  im März 2012 und der Übergabe des Such und Rettungsdienstes (SAR) an das Transporthubschrauber Regiment 30 des Heeres  waren die Penzinger Huey s ein wichtiger Bestandteil der Luftrettung im süddeutschen Raum.


Die Silberne Gams 51+01

Anlässlich des 60. Jährigen Jubiläums erhielt die Transall mit der taktischen Registrierung 51+01 einen Sonderanstrich, welcher der Standard Lackierung entspricht, mit der die ersten Transall damals an das Geschwader übergeben wurden. Mit diesem Sonderanstrich nahm die silberne Gams an nahezu allen großen Airshows 2017 teil und wird auch in Zukunft an das Gamsbock Geschwader in Erinnerung halten, denn anders als die vielen anderen Maschinen wird die Gams nicht der Hochwert Teile Gewinnung und der damit verbunden Verschrottung zugeführt. Am 28. September 2017 Verabschiedet sich das Lufttransportgeschwader 61 (LTG61) Offiziell von der Transall. Anlässlich dieses Events ließen es sich die Penzinger nicht nehmen und schmückten eine ihrer Transall s mit einem kleinen Sonderanstrich. Die 50+64 welche gemeinsam mit zwei weiteren Transall zu den letzten des Geschwaders gehören wird, erhielt diese Lackierung während einer regulären Inspektion.

 


Das ende einer Ära

Am 18.12.2017 Verliesen die letzten drei Transall des am 14.12. aufgelösten LTG 61 den Fliegerhorst Landsberg bei Penzing. Damit endet die 60-jährige Geschichte des dienstältesten Lufttransportgeschwaders der Luftwaffe. Gegen 1000 Uhr wurden die Motoren angelassen und die Maschinen rollten mit der vertrauten Geräuschkulisse ihrer Rolls-Royce Tyne Triebwerke Richtung Runway 25. Den Anfang mache die silberne Gams, gefolgt von der 50+64 und zuletzt der 50+81, welche noch einen letzten tiefen Überflug über den Platz machte. Für die silberne Gams war dies auch der last flight Richtung Ballenstedt, wo sie die nächsten Wochen zerlegt wird, um in Zukunft auf dem Dach des Luftfahrtmuseum Wernigerode ausgestellt zu werden. 

Mit diesem Beitrag möchten wir uns vom Lufttransportgeschwader verabschieden und bedanken uns für die Langjährige gute Zusammenarbeit und wünschen allen LTG´lern und Angehörigen alles Gute für die Zukunft.


Bilder : BAP Crew , Marc Furch // Videos: BAV Crew 

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Kommentare: 1
  • #1

    Kruspe Bernhard (Dienstag, 03 März 2020 15:29)

    Das waren noch Flugzeuge
    und Hubschrauber !
    Ich bin stolz auf dem SAR 75
    Bwk Ulm gedient zu haben.