Time to say goodbye!


2021 war es so weit! Die Bundeswehr verabschiedet nach über 50 Jahren treuen Dienstes die Bell UH-1D besser bekannt als "HUEY" und die C-160D Transall in den  Ruhestand. Beide Muster stellten ihre Fähigkeiten in unzähligen Missionen unter Beweis. Sie retteten Leben, brachten Hilfe in Regionen fern ab der Heimat und  viele Angehörige sicher zurück zu ihren Familien.


Goodbye Huey!

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Nach 54 Jahren und über 2 Mio. Flugstunden machte sich am 23.06.2021 die letzte Huey des Transporthubschrauberregiments 30 aus Niederstetten auf den Weg in den Ruhestand. Dabei handelte es sich jedoch nicht um irgend eine Huey, sondern um die "Goodbye Huey" mit dem taktischen Kennzeichnen 73+08. Die 73+08 erhielt Anfang 2020 in Oberpfaffenhofen einen Sonderanstrich mit welchen sie anschließend auf Tournee gehen sollte, jedoch machte auch hier die weltweite Pandemie, erstmal einen Strich durch die Rechnung. Dennoch war es dank sinkender Inzidenzen und dem motivierten Team möglich, die Huey an verschieden Orten der Öffentlichkeit zu präsentieren und somit gebürtig zu verabschieden. 



Die von Bell Ende der 50er Jahre entwickelte UH-1 zählt heute zu den meistgebauten Hubschraubern der Welt. Ihre Feuertaufe hatte sie auf amerikanischer Seite während des Vietnam Kriegs und bildete hier das Rückgrat der Infanterie. Nach zweimonatiger Erprobung durch die Luftwaffe im Jahre 1964 gab es 1965 grünes Licht seitens der Regierung für die Beschaffung von insgesamt 406 Hubschraubern für die Luftwaffe (136), das Heer(204) sowie dem Bundesgrenzschutz(66). Für die Bundeswehr begann mit der Huey ein neues Zeitalter in der Hubschrauberfliegerei. Sie löste die weitaus größere und kolbenmotorgetriebene Sikorsky H-34 ab. Die Aufgaben des Vorgängermusters wie der Transport von Material und SAR Dienst wurden durch die höhere Leistungsfäigkeit besser erfüllt. In ihren über 50 Dienstjahren waren die deutschen Huey's weltweit im Einsatz.  Dazu gehörten auch UN Einsätze in Afrika und den Balken Kriegen. Ein trauriger Moment in ihrer bewegten Geschichte war das Olympia Attentat am 5. September 1972 in München. Palästinensische Terroristen nahmen die isrealische Mannschaft als Geisel und töteten ingesamt 12 Menschen. Nach langen Verhandlung wurde die Mannschaft mit ihren Geiselnehmern zum damaligen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck westlich von München mit zwei Bell UH-1 des Bundesgrenzschutz geflogen. Dort kam es aufgrund eines gescheiterten Befreiungsversuches zu einem Schusswechsel mit der schlecht vorbereiteten Polizei, bei der die beteiligten Opfer und Terroristen starben, sowie ein Polizist. Die beiden Hubschrauber wurden durch Granatwürfe zerstört und brannten vollständig aus.  Eine weitere wichtige Rolle spielte die Huey auch im Hinblick auf die Zukunft der Hubschrauberfliegerei. hierfür wurde von der Wehrtechnischen Dienstelle 61 in Manching eine Huey speziell umgerüstet und als Erprobungsträger für neue Sensor und Avionik Systeme eingesetzt. DEr als MAT bezeichnet Testräger erprobte mit unter aus Systeme des Kampfhubschrauber Tiger sowie des TRansporthelikopters NH-90. Nach derzeitigen stand wird die WTD 61 die UH-1D noch bis Mitte 2022 weiter fliegen.  

Einsatz im Such- und Rettungsdienst der Bundeswehr und Bundergrenzschutz

Eine der Hauptaufgaben der Bell UH-1D bei der Luftwaffe war der Such und Rettungsdienst auch SAR genannt. Gebunden an internationalen Verträgen war es die Aufgabe der Luftwaffe den SAR-dienst über Land, im Falle eines Flugzeugabsturzes zu stellen. Hierfür sind die SAR Maschinen mit Sensoren ausgestattet, die es ermöglichen Notsender von abgestürzten Luftfahrzeugen zu orten. Darüber hinaus sind die SAR Kommandos der Bundeswehr auch in den zivilen Rettungsdienst eingegliedert. In Bayern waren am Fliegerhorst Penzing waren zwei SAR Maschinen stationiert - eine mit reduzierter REttungsaustattung um für die Bergrettung eine größere Leistungsfähigkeit durch das geringe Gewicht zu gewährleisten. Besonders bekannt wurde die Huey  durch die ZDF-Serie "Die Rettungsflieger". Ende 2012 wurde der SAR Dienst von der Luftwaffe an das Heer übergeben. Mit der Übergabe des SAR Dienstes  wurde gleichzeitig die 1. Staffel des LTG 61 in Penzing aufgelöst mehr dazu findet Ihr >>hier <<. 

 

Lizenzbau in Oberpfaffenhofen

Gebaut wurden 352 Maschinen in Lizenzproduktion im bayerischen Oberpfaffenhofen. Die Dornier Flugzeugwerke, bekannt durch das Flugboot Do-X und das erste in Deutschland gefertigte Flugzeug Do-27 nachdem zweiten Weltkrieg, baute in den Werken Neuaubing und an der Endmontagelinie am Flughafen Oberpfaffenhofen den weltweit bekannten Teppichklopfer. Die Bell fungierte auch als Testträger für das Daimler Benz DB702 Triebwerk, welches allerdings nie zur Produktion kam. Auch der bekannte MAT Umbau wurde in Oberpfaffenhofen durchgeführt. Nach der Produktion wurden alle Hubschrauber der Bundeswehr und Bundesgrenzschutz durch die Dornier Werke gewartet. Nach der Insolvenz von Fairchild Dornier im Jahr 2002 übernahm die schweizerische RUAG die Wartung der Maschinen. Nach mehr als 50 Jahren Dienstzeit endete die Epoche in Oberpfaffenhofen 2019. Die Sonderlackierung wurde ebenfalls durch die RUAG aufgebracht. Allerdings ist dies noch nicht das Ende der militärischen Hubschrauberwartung in Oberpfaffenhofen. General Atomics, der Nachfolger von Dornier und RUAG, wartet nun den Huey Nachfolger NH90, sowie die Marineversion des Nato Helicopters.

Die Zukunft


Zukünftig werden die Unterstützungs- und Lufttransportaufgaben durch den Nachfolger NH90 übernommen, welcher nach anfänglichen "Startschwierigkeiten" mittlerweile seine Fähigkeiten in verschiedenen Auslandseinsätzen unter Beweis stellen konnte. Die Rolle des Such- und Rettungsdienstes wird hingegen von einem neuen Hubschraubertyp innerhalb des Heeres übernommen. Die H145M, bereits eingesetzt in der zivilen Luftrettung der DRF, ADAC und Johanniter Luftrettung, wird nun im SAR Dienst eingesetzt. Eine früher angedachte Version eines SAR NH90 wurde verworfen.


Goodbye Transall!

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Die Retrobrummel beim letzten Überflug ihrer ehemaligen Heimat Penzing 

Die Transall ist ein in Gemeinschaftsproduktion mit Frankreich entstandenes Transportflugzeug und kann mit seinen leisen Triebwerken und den größten Propellern der westlichen Welt in seinem Laderaum bis zu 16t Nutzlast oder 92 Passagiere aufnehmen. Darüber hinaus konnte sie durch das Absetzen von Fallschirmspringern und schweren Lasten den Anforderungen des militärischen Lufttransportes gerecht werden. Für Kranken- und Verwundetentransporte gab es die Option einer medizinschen Ausrüstung. Die Maschinen wurden als MEDEVAC bezeichnet. Die C160D wurde in der Regel von einer Vier Mann Crew geflogen. Diese Crew bestehend aus dem Piloten, Copiloten dem Bordtechniker sowie dem Lademeister konnte  je nach Mission noch um ein fünftes Mitglied, dem taktischen Systemoffizier, ergänzt werden. Ihre Leistungsstärke bewies die Transall bei vielen humanitären wie auch militärischen Einsätzen wie z. B. bei Flügen von Hilfsgütern nan ihre nach Afrika oder auch während der Luftbrücke nach Sarajevo. Desweiteren war die Transall bei nahezu allen Bundeswehr Einsätzen beteiligt. Ihre Leistungsgrenze erreichte sie in Afghanistan. Aufgrund eer großen Höhe hatte ihre damalige Mitbewerberin, die C130 Hercules, große Leistungsvorteile durch ihre vier Triebwerke. Die französischen Streitkräfte werden ihre Maschinen voraussichtlich 2023 weltweit im Einsatz fliegen. Ebenfalls eigesetzt wird die C-160 von der türkischen Luftwaffe.

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Die Retrobrummel beim letzten Überflug ihrer ehemaligen Heimat Penzing 

Im Dezember war es an der Zeit sich endgültig vom" Engel der Lüfte" wie die Transall liebevoll genannt wird zu verabschieden. So verschwand Anfang des Jahres die 50+40 von der Flight-Line in Hohn, um in einer der großen Wartungshallen einen besonderen Anstrich zu erhalten. Nach 900 Arbeitsstunden war es am 9. März so weit, die "Retro Brummel" war fertig. Die Lackierung zeigt einen Querschnitt der Geschichte der Transall. So flossen in dem Design die verschieden Lackierungen der Transall mit ein, sei es das erste Tarnmuster(Norm72) mit den auffällig orangen Triebwerksgondeln oder aber auch die weißen Fahrwerksschächte, welche an die komplett weißen UN Lackierung erinnert. Die in Flugrichtung rechten Seite ist den Einsätzen gewidmet, von der Luftbrücke nach Sarajevo bis hin zu den zahlreichen humanitären Hilfsflügen. So kam auch der Name "Engel der Lüfte" zustande. Auf der linken Seite ist die Geschichte des Lufttransportgeschwader 63 zu sehen. Nach dem erfolgreichen Rollout ging die "Retro Brummel" auf mehrere kleine Abschiedstouren und nahm dabei an verschieden Events teil. Leider vielen viele der ursprünglich geplanten Veranstaltungen der Corona-Pandemie zum Opfer Dennoch schaffte es die 50+40 auch nach Bayern. So wurde sie als Crew Shuttle eingesetzt, um die 50+88 aus der letzten großen Inspektion einer C-160D bei Airbus in Manching abzuholen. Zum Tag der Bundeswehr bzw. 60. Geburtstag des taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg war die Maschine ebenfalls zu sehen. Höhepunkt waren schließlich die beiden Abschiedstouren bei denen die Transall viele verschiedene Standorte überflog. Begleitet wurde sie verschiedenen Waffensystemen der Luftwaffe. Bedauerlicherweise konnten wir natürlich nicht an allen Standorten dabei sein, dennoch ließen wir uns es nicht nehmen sie während der Süd Tour nochmals über dem ehemaligen Transall Standort Penzing bildlich festzuhalten. Damit sich trotz Corona möglichst viele von der alten Dame verabschieden konnten wurden neben den Bundeswehrstandorten auch zivile Flughäfen angeflogen. Im Falle der Süd Tour war dies unter anderem Memmingen, ein für die Transall nicht unbekannter Platz. Memmingen diente des öfteren als Ausweich-Platz für das Lufttransportgeschwader 61. Begleitet wurde die Retro Brummel immer von einem Foto bzw. Film Ship in Form einer weiteren Transall. Ein Teil der  hervorragenden Aufnahmen die dabei entstanden sind, findet ihr hier >>Klick mich!<<  


Die Zukunft

Der Airbus A400M wird das zukünftige Rückgrat des deutschen Lufttransportes werden. Wie auch beim NH90 gab, es anfängliche Kinderkrankheiten, die bereits so gut wie behoben wurden. Hierbei darf man jedoch nicht vergessen, dass der A400M im Vergleich zur Transall ein Sprung in eine völlig neue Generation darstellt. Mittlerweile hat auch der A400M sich in einigen Auslandseinsätzen nicht nur in der Lufttransportrolle, sondern auch als fliegende Tankstelle bewährt. Neben Wunstorf  soll zukünftig ein Teil der deutschen A400M Flotte auf dem Lechfeld im Rahmen einer Multinationalen Transportstaffel stationiert werden. Zusätzlich zur A400M wird die deutsche Lufttransportflotte durch sechs C-130J Super Hercules(3x C-130J-30 und 3x KC-130J) ergänzt. Diese werden in einem deutsch-französischen Verband in Evreux, Frankreich stationiert. Die erste C-130J für die Luftwaffe soll im ersten Quartal 2022 nach Evreux überführt werden.


Legenden leben länger

Glücklicherweise werden uns einige Transall erhalten bleiben. So wurde Ende November die C-160D der WTD 61 nach einer letzten Mission, die sie in die Vereinigten Staaten führte, nach Altenstadt überführt. Dort wird sie zukünftig als Ausstellungsstück bei der Luftlande-/Lufttransport Schule zu sehen sein. Eine weitere Transall wird zu einem Hotel umgebaut, mehr dazu findet ihr >>hier<< und auch die "Retro Brummel" welche ihren Platz in Roth gefunden hat, wird erhalten bleiben. 

Der letzte Start der 50+86 in Manching und die anschließend letzte Landung in Altenstadt 

Text: Robin Manhart, Peter Stierhof

Fotos: Robin Manhart, Peter Stierhof, Martin Bender

Video: Martin Bender